Biontech übernimmt Curevac – Milliardeninvestition in die Zukunft der Krebstherapie
von Thomsen / Foerde.news

Mainz – Biontech wurde weltbekannt durch seinen Covid-19-Impfstoff, entwickelt in Rekordzeit gemeinsam mit dem US-Pharmakonzern Pfizer. Das Mainzer Unternehmen war eines der ersten, das die neuartige mRNA-Technologie erfolgreich zur Anwendung brachte – ein wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Durchbruch. Nun soll dieselbe Technologie in der Krebstherapie den nächsten Meilenstein markieren. Mit der geplanten Übernahme des Tübinger Biotech-Unternehmens Curevac sichert sich Biontech weiteres Know-how auf diesem Gebiet.
Wie das Unternehmen mitteilte, will Biontech sämtliche ausstehende Aktien von Curevac erwerben. Geplant ist ein Aktientausch im Verhältnis von rund 5,46 US-Dollar pro Curevac-Aktie in sogenannte American Depositary Shares (ADS) von Biontech. Das Transaktionsvolumen beläuft sich auf etwa 1,25 Milliarden US-Dollar – rund 1,08 Milliarden Euro. Curevac-Aktionäre sollen nach dem Vollzug der Übernahme zwischen vier und sechs Prozent an Biontech halten.
Ziel der Übernahme sei es, das wissenschaftliche Fundament für mRNA-basierte Krebstherapien weiter zu verbreitern. Biontech-Chef und Mitgründer Ugur Sahin sprach von einer Investition in die „Zukunft der Krebsmedizin“. Das Unternehmen arbeite derzeit mit Hochdruck an Immuntherapien gegen Krebs – darunter auch eine sogenannte Antikörper-Wirkstoff-Konjugat-Therapie gegen Gebärmutterkrebs, für die man noch in diesem Jahr in den USA einen ersten Zulassungsantrag stellen wolle.
Schon jetzt haben sich mehrere Großaktionäre von Curevac zur Annahme des Angebots bereit erklärt. Gemeinsam halten sie rund 36,8 Prozent der Anteile, darunter die Biotech-Holding Dievini von SAP-Mitgründer Dietmar Hopp. Auch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die im Namen der Bundesrepublik einen Anteil von 13,3 Prozent an Curevac hält, signalisiert Zustimmung. Damit käme Biontech bereits auf über 50 Prozent der Anteile. Voraussetzung für das Zustandekommen des Deals ist jedoch eine Mindestannahmequote von 80 Prozent.
Die Bundesregierung hat dem Vorhaben grundsätzlich ihre Unterstützung zugesichert. Dies dürfte auch dem Standort Deutschland als Zentrum biomedizinischer Forschung geschuldet sein. Biontech kündigte an, den Curevac-Standort in Tübingen erhalten zu wollen.
Curevac war wie Biontech ein Hoffnungsträger in der Pandemie, zog sich jedoch nach enttäuschenden Ergebnissen mit seinem Impfstoffkandidaten aus dem Zulassungsverfahren zurück. In der Folge kam es zu einem deutlichen Rückbau der operativen Strukturen und zu einer Fokussierung auf die präklinische Forschung. Ein Patentstreit mit Biontech über zentrale mRNA-Technologien sorgte zwischenzeitlich für Schlagzeilen – offen ist, wie dieser im Rahmen der Übernahme gelöst wird.
Für Biontech ist dies bereits der zweite milliardenschwere Schritt binnen kurzer Zeit. Erst kürzlich gab das Unternehmen eine weitreichende Kooperation mit dem US-Konzern Bristol Myers Squibb bekannt. Im Zentrum dieser Partnerschaft steht der Wirkstoffkandidat BNT327, der helfen soll, Tumor-induzierte Immunblockaden zu überwinden. Die Vereinbarung sieht garantierte Zahlungen in Höhe von 3,5 Milliarden US-Dollar vor, bei Erreichen weiterer Entwicklungsziele könnten zusätzliche 7,6 Milliarden US-Dollar folgen.
Mit der Integration von Curevac setzt Biontech seine Strategie fort, nicht nur als Impfstoffentwickler, sondern als Pionier der personalisierten Krebsmedizin international Maßstäbe zu setzen.