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Trotz Fangverboten: Deutsche Ostsee-Fischer dürfen weiter Hering fangen

 |  von Thomsen / Foerde.news

Die sogenannte gezielte Heringsfischerei in der westlichen Ostsee bleibt somit auch 2026 unter klar definierten Bedingungen erlaubt. - Archivfoto: Thomsen

Ostsee – Auch im kommenden Jahr dürfen deutsche Küstenfischer in der Ostsee unter bestimmten Bedingungen weiterhin geringe Mengen Hering fangen. Die EU-Landwirtschaftsministerinnen und -minister verständigten sich am Dienstag in Luxemburg auf Initiative Deutschlands darauf, eine bestehende Ausnahmeregelung für kleine Fischereibetriebe mit passivem Fanggerät beizubehalten. Die sogenannte gezielte Heringsfischerei in der westlichen Ostsee bleibt somit auch 2026 unter klar definierten Bedingungen erlaubt.

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Hintergrund ist die weiterhin kritische Lage vieler Fischbestände in der Ostsee. Deshalb hat die EU die Fangquoten erneut streng reguliert. Für größere Fischereien bleibt der Hering in der westlichen Ostsee weiterhin nur als Beifang erlaubt. Auch für den Dorsch gilt ein generelles Fangverbot, sowohl für den westlichen als auch den östlichen Bestand. Die Beifangquoten bleiben im Vergleich zum Vorjahr unverändert.

Stabile bis positive Entwicklungen bei anderen Beständen

Der Deutsche Fischereiverband (DFV) begrüßte die Entscheidung der Minister und betonte, dass sie handwerklichen Familienbetrieben das Überleben sichere. Diese könnten ihren Beitrag zur regionalen Versorgung leisten, insbesondere durch die Direktvermarktung und Veredelung der eigenen Fänge. Für die wenigen verbliebenen Betriebe sei das angesichts der geringen erlaubten Fangmengen ein wichtiger wirtschaftlicher Ansatz.

Positiv bewertete der DFV die Quotenentscheidungen für andere Fischarten. So steigt die Fangquote für Sprotte um 45 Prozent, während sie für Scholle – trotz stabiler Bestände – leicht um drei Prozent reduziert wird. Für den zentralen Heringsbestand wurde eine Erhöhung der Fangmenge um 15 Prozent beschlossen, verbunden mit einer dreimonatigen Schließung zur Laichzeit.

Die Übersicht der EU-Gesamtfangmengen für 2026 zeigt:

  • Sprotte: +45 % (von 139.500 t auf 201.975 t)

  • Zentraler Hering: +15 % (von 83.881 t auf 96.463 t)

  • Westlicher Hering: unverändert (788 t), weiterhin keine gezielte Fischerei

  • Westdorsch und Ostdorsch: je 266 t bzw. 430 t als reine Beifangquote

  • Scholle: -3 % (von 11.313 t auf 10.973 t)

Ökologische Belastungen als Hauptursache

Laut DFV wäre eine weitere Einschränkung der Hering- und Dorschfischerei symbolpolitisch gewesen – ohne messbaren Einfluss auf die Bestände. Denn entscheidend seien vor allem ökologische Faktoren wie der Klimawandel, steigende Wassertemperaturen, Sauerstoffmangel, hohe Nährstoffbelastungen sowie der Druck durch Prädatoren. Besonders Kegelrobben und Kormorane gelten als Bedrohung für junge Fischjahrgänge. So würden allein die rund 40.000 Kegelrobben in der östlichen Ostsee jährlich über 100.000 Tonnen Fisch verzehren. Studien zeigen zudem, dass wachsende Kormoranbestände den Dorschnachwuchs im westlichen Ostseeraum massiv gefährden.

Kritik von Umweltschützern

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hingegen kritisierte die Beschlüsse scharf. Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner warf den EU-Staaten mangelndes Problembewusstsein vor. Die Fangquoten würden den aus seiner Sicht fatalen Kurs eines „Fischens um jeden Preis“ fortsetzen, der bereits zu einem deutlichen Rückgang vieler Fischpopulationen geführt habe.