Wirtschaftshafen Flensburg bleibt bestehen – Grundsatzentscheidung für Hafen-Ost-Entwicklung
| von Thomsen / Foerde.news
Flensburg – Nach jahrelangen, teils kontroversen Debatten um die Zukunft des Flensburger Hafens ist ein politischer Durchbruch gelungen: Mit breiter Mehrheit haben sich die maßgeblichen Fraktionen der Ratsversammlung auf einen tragfähigen Kompromiss verständigt, der sowohl den Fortbestand des Wirtschaftshafens als auch die kontrollierte städtebauliche Entwicklung des Hafen-Ost-Gebiets garantiert.
Der Einigungsprozess, begleitet von intensiven Verhandlungen und Abwägungen, gilt als Meilenstein in der Stadtgeschichte. Die nun gefundene Lösung bringt Planungssicherheit für Unternehmen und eröffnet der Stadtgesellschaft neue Perspektiven. Die Grundlage für einen ausgewogenen Transformationsprozess des Areals wurde gelegt – Ziel ist es, vorhandene Nutzungen zu respektieren und zugleich architektonisch sowie sozial zukunftsfähige Strukturen zu schaffen. Die Detailplanung für die Entwicklung des Hafen-Ost-Gebiets soll in den kommenden Monaten vorangetrieben werden.
Breite politische Unterstützung – Fraktionen äußern sich
SSW: Die Südschleswigschen Wähler betonen, dass ihre langjährige Initiative Früchte trägt. „Seit 2018 setzen wir uns für eine tragfähige Lösung ein – nun ist sie da. Das ist ein Erfolg für ganz Flensburg“, so der SSW. Herzstück der Pläne ist die Errichtung eines maritimen Zentrums im Norden des Hafenareals, das neue Impulse für Bildung, Handwerk und Tourismus setzen soll. Die Umwandlung der bisherigen Silos in moderne Wohn- und Gewerbeflächen sowie ein Konferenzhotel sind ebenso vorgesehen – private Investoren sollen hierbei den Löwenanteil der Finanzierung übernehmen. Die Stadt trägt vor allem die Kosten für Infrastrukturmaßnahmen, unterstützt von Bund und Land. Insgesamt sieht der SSW darin ein starkes Paket, das wirtschaftliche Entwicklung, Stadtgestaltung und Zukunftsfähigkeit vereine.
CDU: Auch die Christdemokraten begrüßen die Einigung. Durch den Schulterschluss mit SSW und SPD sei für Wirtschaft und Unternehmen eine langfristige Planungssicherheit geschaffen worden. Die Konzentration des Wirtschaftshafens auf die Ostseite sei ein wichtiger Schritt. „Visionen sind willkommen – sie müssen aber realistisch bleiben und den finanziellen Spielraum der Stadt im Blick behalten“, betont die CDU. Künftige Entwicklungen im Innenhafen sollen Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Freiräume für alle Bürgerinnen und Bürger vereinen.
SPD: Die Sozialdemokraten zeigen sich zufrieden, das „Projekt Hafen-Ost wieder auf den Boden der Realität“ zurückgeholt zu haben. Große Träume und ambitionierte Sanierungspläne der Vergangenheit seien passé, nun gehe es um konkrete, umsetzbare Lösungen. Die SPD setzt ihren Fokus auf die Entwicklung zwischen Wirtschaftshafen und Kontorhäusern – auch für Wohnungsbau.
Kritik der Grünen: „Hafen-Ost-Deal verschenkt Gestaltungsspielraum“
Deutliche Kritik kommt von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Fraktionschef Leon Bossen moniert, der vielgepriesene Kompromiss bringe kaum Substanz und sei „ein Rückschritt für Flensburg“. Ein Großteil der Flächen bleibe dauerhaft unter Hafenbetriebspflicht, damit gehe wichtige städtebauliche Gestaltungshoheit verloren – nicht zuletzt zugunsten der Landespolitik in Kiel. Bossen fordert seit Jahren eine moderne, soziale und ökologische Ausrichtung des Hafen-Ost-Areals und wirbt für bezahlbaren Wohnraum statt „Betonträume“. Die Grünen sehen sich als einzige „Wohnungspartei“ in Flensburg und mahnen an, dass innovative Stadtquartiere und Zukunftsperspektiven auf der Strecke blieben.
Trotz grundsätzlicher Kritik sicherten die Grünen zu, ihrer Verantwortung in der Ratsversammlung gerecht zu werden. „Wenn wir an der Gestaltung der verbleibenden Flächen beteiligt werden, bringen wir uns konstruktiv ein“, betonte Katja Claussen, Fraktionsvorsitzende. Die Grünen werden das neue Bündnis „genau im Blick behalten“, um sicherzustellen, dass Flensburgs Entwicklung nicht zur „Verhandlungsmasse“ werde.
Weichenstellung für Flensburgs Zukunft
Mit der jetzt erzielten Einigung wurde ein bedeutender Schritt für Flensburgs künftige Stadtentwicklung gesetzt. Die Wirtschaft erhält Planungssicherheit, die Stadt neue Spielräume – und die politische Landschaft hat bewiesen, dass auch bei Großprojekten parteiübergreifende Kompromisse möglich sind. Die kommenden Monate werden zeigen, wie das ambitionierte Hafen-Ost-Projekt konkret Gestalt annimmt.