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Alarmierender Anstieg: Homophobe Straftaten in Deutschland fast verdreifacht - Experten warnen vor hoher Dunkelziffer

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Die Polizei zählte insgesamt 227 Gewaltdelikte (2021: 164), darunter 213 Körperverletzungen (2021: 154). - Foto: Alexander Grey / Pexel

Die Polizei in Deutschland hat im Jahr 2022 über 1.000 politisch oder religiös motivierte Straftaten gegen die sexuelle Orientierung verzeichnet, wie aus einer Pressemitteilung des Bundesinnenministeriums hervorgeht. Besonders prominent in diesem Kontext sind homophobe Straftaten. In den letzten fünf Jahren hat sich die Zahl der erfassten Fälle nahezu verdreifacht, wie aus Daten von Statista hervorgeht.

"Die Zahlen sind alarmierend", kommentiert René Boksch von Statista. "Wir sehen einen besorgniserregenden Anstieg der Fälle, die sich fast verdreifacht haben. Dies spricht für eine Verschärfung der Situation in Bezug auf Hassverbrechen gegen die LGBTQ+-Community."

Laut den Daten konnte in nur rund 37 Prozent der Fälle ein eindeutiger Beweggrund festgestellt werden. Von diesen wurden die meisten dem Bereich "Rechte Kriminalität" zugeordnet, der 321 Straftaten umfasste. Darüber hinaus wurden 36 Delikte in den Bereichen ausländische und religiöse Ideologien verzeichnet, während der Polizei zehn Fälle der linken Szene zuordnete.

"Die Tatsache, dass die Motive in so vielen Fällen unklar bleiben, zeigt, wie schwierig es ist, Hassverbrechen effektiv zu bekämpfen", sagt Boksch.

Die Polizei zählte insgesamt 227 Gewaltdelikte (2021: 164), darunter 213 Körperverletzungen (2021: 154). Es wurden 341 Fälle (2021: 310) von Beleidigungen gemeldet.

"Die Zahlen verdeutlichen unsere Wahrnehmungen. Queerfeindlichkeit und Gewalt gegen queere Personen sind alltäglich und mit steigender Tendenz. Auch wir vermuten eine große Dunkelziffer an nicht angezeigten Straftaten gegen queere Menschen. Daher ermutigen wir die queere Community zur Erstellung einer Anzeige. Um die Hürden dafür möglichst niedrig zu halten und einen respektvollen Umgang zu gewährleisten, gibt es in SH die zentrale Ansprechstelle LSBTIQ der Landespolizei, mit denen wir uns intensiv austauschen und zusammen arbeiten. Aber auch wir als LSVD und andere queere Vereine sind ansprechbar für queere Menschen, egal ob bei Diskriminierung, Gewalt oder Beratungsbedarf." teilt der LSVD-Landesvorstand Andreas Witolla mit.

Angesichts des Internationalen Tages gegen Homophobie und Transphobie (17. Mai) rückt eine weitere Kategorie politisch motivierter Kriminalität in den Fokus. Im Jahr 2022 wurde das neue Themenfeld "geschlechtsbezogene Diversität" eingeführt, dem 417 Fälle zugeordnet wurden, darunter 82 Gewaltdelikte mit 75 Körperverletzungen.

"Diese Zahlen sind nur die Spitze des Eisbergs", warnt Boksch. "Wir müssen davon ausgehen, dass es eine erheblich höhere Dunkelziffer gibt. Straftaten, die gegen die LGBTQ+-Community gerichtet sind, werden häufig nicht gemeldet oder erfasst."

Die Statistiken zeigen ein beunruhigendes Bild von der wachsenden Zahl politisch oder religiös motivierter Verbrechen gegen die sexuelle Orientierung in Deutschland. Sie werfen auch ein Schlaglicht auf die Herausforderungen bei der Identifizierung und Bekämpfung dieser Hassverbrechen.

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